Auswärtiges Amt: Russische Atombomben schlecht, Amerikanische Atombomben gut

Das Team von JUNG&naiv fühlt der Bundesregierung regelmäßig auf den Zahn, wenn Tilo Jung auf der Bundespressekonferenz die etwas kritischeren Fragen stellt. Auf der Bundespressekonferenz vom 17. Juni 2015 erklärt uns nun die Regierung, warum neue russische Atombomben schlecht, aber neue amerikanische Atombomben (auf deutschem Boden !) wichtig sind.

Im Regelfall muss sich JUNG&naiv sich mit ausweichenden und schwammigen Antworten herumschlagen. Hin und wieder gelingt es ihm jedoch, große argumentative Schwierigkeiten der Pressesprecher zu provozieren und manchmal ist keine Antwort auch eine Antwort.

Die deutsche Bundesregierung setzt sich ja angeblich für eine atomwaffenfreie Welt ein. Demnach ist es natürlich ihr gutes Recht Kritik an der angekündigten Aufstockung des russischen Atomarsenals zu üben.

Steffen Seibert, der Sprecher der Bundesregierung, kommentierte die Äußerungen von Wladimir Putin wie folgt:

Sie sind kein wirklich hilfreicher Beitrag zur Überwindung der Schwierigkeiten, die gegenwärtig bestehen – im Verhältnis zwischen Russland und Europa bzw. Russland und den USA.

Martin Schäfer, seines Zeichens Sprecher des Auswärtigen Amts fügte hinzu:

Die Aufstockung […] ist unnötig und sicher kein Beitrag zur Stabilität und Entspannung in Europa. Die Welt hat sich seit 1989 stark verändert. Wir sind nicht mehr im kalten Krieg. Es stehen sich keine waffenstarrenden Blöcke in Europa gegenüber, aber die alten Reflexe aus dieser Zeit sind offenbar noch lebendiger als wir das noch bis ins letzte Jahr gedacht hatten.

Auf die Nachfrage, wie die Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Modernisierung der amerikanischen Atomwaffen in Deutschland bewertet, kommt Schäfer ins Schlingern:

Also… Äh… I… Ich glaube an dieser Stelle haben wir zu diesem Thema schon mehrfach Stellung genommen. Ähm… Es ist, so glauben wir, ein äh… nicht wirklich politischer Vorgang, sondern ein wichtiger technischer Vorgang„

Das klingt nicht nur absurd, sondern zeigt, wie in höchsten Kreisen deutscher Politik, entweder der komplette Realitätsverlust Einzug hält oder noch viel schlimmer, man möchte das Volk, welches diese Leute mehr oder weniger gewählt hat, für komplett dumm verkaufen.

Tilo Jung fragt selbst noch einmal nach:

Das heißt, die amerikanische Modernisierung der Atombomben hat technische Gründe und bei den Russen sind es politische Gründe, habe ich das richtig verstanden?

Daraufhin Schäfer:

Ich glaube das eine kann man in keiner Weise mit dem anderen vergleichen und zwar aus ganz vielen Gründen…

An welchem Tropf der Sprecher des Auswärtigen Amts hängt, zeigt sich nur kurze Zeit später, als er die Quelle seiner Einschätzung offenbart: Die US-Regierung.

Für die treudoofen Mitarbeiter unserer Bundesregierung bestand und besteht anscheinend auch nach Afghanistan, Irak oder der NSA-Affaire kein Grund den offiziellen Angaben der amerikanischen Regierung zu misstrauen. Unfassbar!

Auch auf die Frage, wie sich die offen formulierte Vision einer atomwaffenfreien Welt mit der Gutheißung der Modernisierung amerikanischer Atomwaffenbestände auf deutschem Boden in Einklang bringen lassen, bleiben uns die deutschsprachigen Marionetten des US-Verdigungsministeriums eine Antwort schuldig.

Ein Narr ist, wer tatsächlich glaubt, dass das westliche Bündnis mit offensiver Aufrüstung die Russen erneut zum Einknicken bringt. Diese Strategie ist alleine schon aufgrund eines drohenden Atomkriegs absolut abzulehnen.

Unser Einflussbereich sind ausschließlich unsere eigenen NATO-Waffenbestände. Wir müssen diese schnellstmöglich reduzieren, um unseren Partner in Ost-Europa die Angst vor einem Angriffskrieg zu nehmen.

Schon die NATO-Osterweiterung war ein großer Fehler und wer derzeit der Meinung ist, dass die alleinige Aggression von Russland ausginge, der konsumiert eindeutig die falschen Medien.

Vor diesem Hintergrund muss die Ur-Linke Parole erneut durch das Land schallen: